Vorbemerkung
Alle Bilder auf dieser Website wurden im Oberfreiamt aufgenommen, viele davon im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Benzenschwil und im eigenen Garten.
Einführung
Immer wenn ich von den ersten Frühlingstagen an bis im Herbst im Garten arbeite oder mich da aufhalte, freue ich mich an den zahlreichen Insekten, die sich an den Blumen oder Sträuchern, die hier blühen, tummeln und hier Nektar oder Pollen (Blütenstaub) sammeln. Aber was sind das für Insekten, die ich hier erblicke? Es hat zahlreiche Honigbienen (genau “westliche Honigbiene”) darunter, aber nicht nur. Hin und wieder bekomme ich eine andere Biene zu Gesicht, eine Wildbiene. In der Schweiz gibt es ungefähr 600 Arten davon. Die Honigbiene (Apis mellifera) ist also eine von ca. 600 Bienenarten, die in der Schweiz vorkommen. Ich möchte Euch zeigen, was ich im Garten und im Dorf und der Umgebung alles erblicke.
Quellen (1 bis 8) siehe Kontakt und Weiterführende Informationen
Schaut in Euren Gärten und in Euren Dörfern nach! Vielleicht macht Ihr auch so spannende Entdeckungen.
Bei den folgenden Erläuterungen beschränke ich mich auf das Wichtigste. Für vertiefte Informationen siehe Seite ‘Kontakt und Weiterführende Informationen‘.
Zuerst gibt es für diejenigen, die mögen, ein bisschen Theorie. Nämlich ein paar Erläuterungen zur Systematik, d.h. zur Beziehung der verschiedenen Arten untereinander und ihrer Stellung im Reich der Tiere, und zu ihrer Lebensweise. Sowohl die Bienen als auch die Wespen gehören innerhalb der Klasse der Insekten (wissenschaftlich Insecta) zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera). Ihr Körper ist dreigeteilt und besteht aus Kopf, Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). An den Seiten des Kopfes liegen die grossen Komplexaugen und an der Kopfoberseite 3 Punktaugen. Zwischen den Komplexaugen sind die Fühler (Antennen) angebracht, mit welchen sie nicht nur fühlen sondern auch riechen können. Sie besitzen 2 durchsichtige, geäderte Flügelpaare und 6 Beine.
Im Folgenden konzentriere ich mich auf die Hautflügler mit Schwerpunkt Bienen.
Die Hautflügler wiederum werden unterteilt in die Unterordnungen der Taillenwespen (Apocrita) und der Pflanzenwespen (Symphyta). Die Taillenwespen tragen ihren Namen wegen der sprichwörtlichen Wespentaille. Die Pflanzenwespen verfügen nicht über diese auffällige Einschnürung.
Innerhalb der Unterordnung Taillenwespen gehören die Bienen zu der Teilordnung Stechimmen (Aculeata). Sie verfügen über einen Stachel. Jeder, der schon einmal von einer Biene oder einer Wespe gestochen wurde, weiss, dass ein Stich mit diesem Stachel sehr schmerzhaft sein kann. Dieser Stachel entwickelte sich im Laufe der Evolution aus dem Legestachel und dient nun zur Verteidigung (z. B. bei Bienen) oder zur Lähmung von Beutetieren (z. B. bei Faltenwespen und Grabwespen). Wildbienen stechen allerdings mit Ausnahme der Hummeln kaum. Die Arten der Teilordnung der Legimmen (Terebrantes) hingegen verfügen über einen Legestachel (auch Legebohrer genannt), der bei vielen Arten allerdings recht auffällig ist.
Die Bienen
Bienen leben vegetarisch. Sie lieben sonnige Standorte. Als Nahrung brauchen sie von wenigen Ausnahmen abgesehen Nektar und Blütenpollen (Blütenstaub). Die Schenkelbienen (Macropis) versorgen ihre Brut auch mit pflanzlichem Öl. Der grösste Teil der Bienen lebt solitär; das heisst ein Weibchen legt ein Nest für die Unterbringung der Brut an. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Nistweisen. Ungefähr 70 Prozent der Bienenarten nisten im Boden. Es kann sich um flachen oder geneigten (bis senkrechten) Boden handeln. Oft ist er nur schütter oder gar nicht bewachsen. Andere benutzen als Nest selbstgenagte oder vorhandene Hohlräume, z.B. Käferfrassgänge oder Mauerritzen oder -löcher. Für diese Bienen kann man Nisthilfen selbst bohren oder aus hohlen Röhrchen, z.B. Bambusröhrchen herstellen. Auch Marchstängel oder leere Schneckenhäuschen werden von einigen Arten als Nest benutzt. Die Eier werden hintereinander in das linienförmige oder auch verzweigte Nest gelegt und jedes mit einem Nahrungsvorrat versorgt. Wieder andere bauen Brutkammern aus Harz oder aus selbstgefertigtem Mörtel. Einige Arten bilden allerdings Bienenvölker. Dazu gehören vor allem die Hummeln. Sie bilden Völker mit bis zu einigen 100 Individuen. Diese sterben im Herbst ab und eine begattete Königin, die an einem geschützten Ort überwintert, gründet im Frühling ein neues Volk. Sie nisten im Boden oder in oberirdischen Hohlräumen.
Sowohl die Frühlingsseidenbiene (Colletes cunicularius) als auch die Efeuseidenbiene (Colletes hedera) nisten in mässig oder stark geneigten Hängen oder Bodenaufschlüssen (Steilwänden).
Wie ein Grossteil der Insekten machen die Bienen 4 Entwicklungsstadien durch: Ei – Larve – Puppe – ausgewachsenes Insekt (auch Imago genannt), in der Regel eine Generation pro Jahr.
Eine Sonderstellung nimmt die (westliche) Honigbiene (Apis mellifera) ein. Sie bildet hoch spezialisierte Völker mit 40’000 Individuen und mehr. Früher lebten sie in natürlichen Hohlräumen, z.B. in verlassenen Spechthöhlen. Heute sind sie domestiziert und werden von Imkern gehalten, um Nektar oder Honigtau (Absonderung von Blattläusen) in Honig umzuwandeln. Die Honigbiene hat die Fähigkeit, Wachs zu produzieren, um die Waben für die Brut und die Unterbringung des Honigs und der Pollen zu bauen.
Auch was die Nahrung für die Brut betrifft, gibt es grosse Unterschiede. Es gibt Bienen, die für das Sammeln von Pollen ein breites Blütenspektrum benutzen. D. h. sie haben in dieser Hinsicht wenig Ansprüche. Man bezeichnet sie als polylektisch; sie sind die “Generalisten” unter den Bienen. Dazu gehört auch die Honigbiene. Andere hingegen haben grosse Ansprüche und sammeln Pollen von ganz wenigen Arten. Diese werden als oligolektisch bezeichnet; diese sind die “Spezialisten”. Es liegt auf der Hand, dass diejenigen, die Pollen von vielen Pflanzenarten sammeln, gegenüber denjenigen, die auf wenige Blütenpflanzen spezialisiert sind, im Vorteil sind. Fehlen oder verschwinden in einem Gebiet blütentragende Pflanzen von spezialiserten Bienen, so fehlen oder verschwinden auch diese, da sie im Gegensatz zu den “Generalisten” nicht auf eine andere Nahrungsquelle ausweichen können. Ein vielfältiges und ausreichendes Blütenangebot ist daher für das Überleben vieler Wildbienen (und auch anderer Insekten) von grosser Bedeutung.
Daneben gibt es auch Bienen, die gar keinen Pollen sammeln, nämlich die sogenannten Kuckucksbienen. Ihr Name, wie könnte es anders sein, leitet sich vom Kuckuck ab, der seine Eier in die Nester anderer Vögel legt. Wie dieser legen auch sie ihre Eier in das Nest anderer Bienen und überlassen diesen das Sammeln von Pollen. Die Kuckucksbienen sind sogenannte Brut- oder Futterparasiten, d. h. sie verdrängen die Larven der Wirtsbienen und ernähren sich von deren Futtervorräten.
Für die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen sind die Wildbienen von unschätzbarem Wert. Sie haben eine ebenso grosse Bedeutung wie die Honigbienen. Es gibt auch Kulturen, die ausschliesslich von Wildbienen, z.B. Hummeln, bestäubt werden. Dazu zählen viele Hülsenfrüchte (Leguminosen) aber auch Tomaten.
Die Grabwespen
Die Grabwespen sind die nächsten Verwandten der Bienen. Sie bilden mit diesen zusammen die Überfamilie der Apoidea. In der Schweiz gibt es etwas über 200 Arten, viele davon sind in ihrem Bestand gefährtet. Bei den meisten Arten würde man aufgrund ihres Aussehens nicht auf eine nahe Verwandschaft zu den Bienen schliessen. Im Gegensatz zu den Bienen legen sie für die Brut nicht einen Vorrat aus Pollen an sondern sie erbeuten Insekten, deren Larven oder Spinnen. Sie selbst ernähren sich von Nektar und Pollen. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass viele Arten ihre Brutkammern im Boden anlegen. Es gibt aber auch solche, die Hohlräume (auch Insektenhotels) oder Markstängel benutzen.
Die Faltenwespen
Die Faltenwespen (Vespidae) sind eine Familie innerhalb der Überfamilie der Vespoidea. Sie gehören wie die Bienen und die Grabwesepen zu der Teilordnung Stechimmen (siehe oben). Man unterteilt sie in die Sozialen (Staaten bildenden) Faltenwespen und die Solitären Faltenwespen (Eumeninae), auch Lehmwespen genannt. Die Gruppe der sozialen Faltenwespen umfasst die Echten Wespen (Vespinae) und Feldwespen (Polistinae).
Zu den Echten Wespen gehören die wohl bekanntesten Wespen, nämlich die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) sowie die Europäische Hornisse (Vespa crabro), auch einfach Hornisse genannt
Das gemeinsame Merkmal der Faltenwespen ist, dass sie ihre Flügel der Länge nach falten können (daher der Name). Die Faltenwespen weisen die typische schwarz-gelb gestreifte Wespenfärbung auf. Sie versorgen ihre Brut mit verschiedenerlei Insekten oder deren Larven. Selbst ernähren sie sich auch von Nektar (teilweise auch von Pflanzensäften). Auch Fleisch wird von einigen nicht verschmäht. Die solitären Faltenwespen bilden die grösste Gruppe der Faltenwespen. In Mitteleuropa gibt es ungefähr 80 Arten.
Andere
Zu den Hautflüglern zählen auch die Pflanzenwespen und die Schlupfwespen (siehe oben) sowie Weitere. Ich erwähne sie hier, weil sie wie die Bienen auch zur Ordnung der Hautflügler gehören und weil sie in der deutschen Bezeichnung den Begriff ‘Wespe’ im Namen tragen. Mit den Wespen, wie wir uns diese vorstellen, haben sie allerdings herzlich wenig zu tun, ausser dass einige Arten auch eine schwarz-gelbe Färbung aufweisen. In der wissenschaftlichen Bezeichnung – Symphyta für Pflanzenwespe und Ichneumonidae für Schlupfwespe – deutet nichts darauf hin, dass es sich um Wespen handelt. Bei den Schlupfwespen gibt es solche, die Raubparasiten von Bienen sind. Ich werde auf sie und andere Parasiten auf der Seite ‘Gefahren‘ eingehen.